Nachrichten, Speziale, Brennpunkte als Gewaltbeschleuniger – wem nutzt diese Berichterstattung?

Freitag 22. Juli 2016  – endlich! Deutschland hat auch seine „Terrorismusattacke“.  Selbst „seriöse“ Medien wie das ZDF zwingen mich, den Liveticker  zu verfolgen. Egal ob ich es will ! Alles ohne substanziellen Inhalt. Selbst  3 Stunden später weiß man nicht viel mehr, aber es gibt „Speziale“ hier und „Brennpunkte“ bei den Kollegen.

Hoffentlich haben viele Menschen eher  das schöne Wetter genossen als diesen Unsinn verfolgt.  Ich frage mich schon seit langem, welches Ziel die Medien mit ihrer Berichterstattung verfolgen? Wollen die mich wirklich informieren?  Oder eher indoktrinieren, mich in eine Richtung lenken, mich allmählich „verblöden“. Die Nachrichten, die sie mir seit Jahren anbieten, sind keine Nachricht wert. Wirklich relevantes wird nicht berichtet. Das Bildzeitungsniveau ist nun auf allen Ebenen angekommen. Und ich muss auch noch dafür bezahlen!

Ja, die  Bürger haben ein Recht auf Information. Gute Informationen!  Sie sind mir wichtig, denn ich will begreifen, verstehen – mir ein eigenes Weltbild machen können und eine fundierte Meinung bilden. Dies ist aber ganz offensichtlich schon lange nicht mehr gewollt. Mit Kohl fing alles an. In den letzten Monaten fühle ich eine Beschleunigung der Missinformation (Fehlinformation??), der  einseitigen Berichterstattung.

Ist das  Methode oder pure Dummheit? Geht man davon aus, dass eh keiner mehr zuhört und die Infos ernst nimmt?  Oder möchte man  die Gesellschaft weiter spalten, die Vereinfachter á la Donald Trump, Marie Le Pen oder  unsere AFD  an die Macht bringen? Will man ein Klima der Verängstigung schaffen  damit die, die Scheinsicherheit versprechen, weitere Chancen erhalten,  Freiheiten einzuschränken, Überwachung  zu erweitern und so die Demokratie auch in Deutschland langsam zu Grabe zu tragen?

Wann fangen meine  Journalisten  („mein“ – weil ich sie bezahlen muss!) endlich an, nachzudenken, zu reflektieren, welchen Schaden sie verursachen? Wer in Freiheit und Fairness leben möchte, sollte schleunigst in einer anderen Sprache, Darstellung und Qualität  berichten.

Wie wäre es, mal gründlich zu recherchieren, was da am vergangenen Sonntag in der Türkei wirklich vorgefallen ist?  Bei mir ist der Eindruck entstanden, Erdogan hat sein Meisterstück geliefert – einen Putsch angestiftet – „inszeniert“, um dann handeln zu können.

Oder wie wäre es, sich viel ernsthafter mit Frankreich auseinanderzusetzen.  Was passiert da eigentlich? Holt die Vergangenheit Frankreich ein? Wohin will diese Regierung, die nicht nur den Ausnahmezustand verlängert , eine Art interne Mobilmachung ausruft dank eines Amoklaufs, der sofort einen terroristischen Hintergrund als Begründung erhielt sondern auch ihre Gesetze per Dekret durchsetzt, weil das Volk nicht will.

Ja, es ist mühsam, Veränderungen anzustoßen. Es ist noch viel mühsamer in einer durch Medien dominierten Welt, die nur auf Kurznachrichten aus sind, die Möglichkeiten und Grenzen eigener Handlungsfähigkeit in einer hochvernetzten Welt den Bürgern klar zu machen . So kann aber kein Verstehen erreicht werden, sondern Aussagen prallen auf Aussagen, weil wir unsere Annahmen, unsere unterschiedlichen Ausgangsmodelle gar nicht abgleichen können. Kein Wort , kein Satz ist je eineindeutig.

Wir befinden uns auf einem immer schnelleren Weg der gegenseitigen Abschottung – der Re- Nationalisierung, der  de – Globalisierung – des Wiederaufbaus von Mauern real und in den Köpfen. Die Handelnden nehmen ihre Grenzen immer deutlicher wahr. Sie wissen nur  zu genau, dass sie die vielen Versprechen an ihre Bürger, die sich im Wahlkampf so gut anhören, nicht einhalten können. Unserer Gesellschaften spalten sich weiter – nicht nur nach Nationalitäten, arm und reich, jung und alt, Städter und Dörfler sondern auch „Glocals“ Bürger, die die Globalisierung genießen und Locals. Hat sich der Nationalstaat überlebt? Was kommt danach? Ein Zurückdrehen der Uhren, so wie es derzeit vielfach versucht wird, hat noch nie funktioniert – zumindest nicht für die Bürger.

Was wollen/können wir gegen die Spaltung und ihre unerfreulichen Konsequenzen tun???

Wie  wäre es mit Offenheit gegenüber den eigenen Bürgern, sie als Erwachsene zu behandeln?
Wie wäre es damit, einzugestehen, dass Unsicherheit und Veränderung zum Leben dazugehören anstatt falsche Sicherheit zu versprechen? Wie wäre es damit, die eigenen Bürger wieder zu befähigen, anstatt medial weiter zu verdummen und sie dafür auch noch bezahlen zu lassen?

Befähigung des Individuums fördert die Resilienz – ein bekannter Ansatz  zu besserem Selbtsmanagment des Individuums. Resilienz – höhere  Zuverlässigkeit (Sicherheit) in der Technik  wird durch mehr durch Dezentralität gefördert. Es wird Zeit, dieses Konzept in unseren Gemeinschaften zu forcieren. Allerdings geht das nur mit guten Informationen und medialen Formaten, die Verstehen überhaupt ermöglichen.

Mit  9/11 haben wir begonnen unsere demokratischen Rechte abzubauen – leise, ohne Nutzen . Im Gegenteil: die Bereitschaft zum Töten wächst,  die Spaltung von Gesellschaften beschleunigt sich und die „offiziellen“ Kriegsschauplätze nehmen zu. Jetzt beginnen wir die Folgen zu sehen, zu spüren. Wollen wir wirklich diese Zukunft, die sich da abzeichnet?

Ich nicht! Deshalb an alle journalistisch und medial Aktiven eine Bitte: “Ändert eure Sprache, berichtet über wirklich Relevantes – Inhalte, die uns als Gemeinschaft weiterbringen, arbeitet mit Formaten, die Dialoge ermöglichen.  Bietet den Tätern deutlich weniger  Öffentlichkeit. Was wäre ein Attentat, ein Anschlag ohne Berichterstattung? Das geht nicht? Versucht es doch mal!

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