Leben oder gelebt werden?

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Leben oder gelebt werden?

Die letzten 15 Monate waren anstrengend, belastend und zugleich erhellend. Ich sehe heute klarer. Für mich hat sich die Frage: „Will ich leben oder immer mehr gelebt werden“ als die zentrale Frage herauskristallisiert. Darf ich überhaupt leben oder wollen andere mich leben? Meine Antwort ist eindeutig: „Ich will leben!“ Nur – finde ich genügend Mitstreiter in meinem Land, die meine Perspektive teilen? Ich weiß es nicht. Im Moment tendiere ich zu einem Nein. Aber vielleicht hat die Pandemie ja etwas verändert, was derzeit noch nicht sichtbar ist, so wie sie mich verändert hat. Hierzu einige Gedanken.

Was hat diese Pandemie mit mir gemacht? Welche Veränderungen nehme ich an mir wahr? Was spüre ich? Empfinde ich anders?

Sie hat  meine Kommunikation eingeschränkt, unterbunden – hat mir die Freude daran geraubt. Sie lässt mich bevorzugt mit mir selber sprechen. Spannende, zufällige neue Kontakt konnten nicht aufgebaut werden, die alten sind abgebrochen. Andere äußern sich nicht mehr, weil sie Angst vor einem Label haben. Es wird ist still um mich geworden! Schade!

Was denke ich? Denke ich anders? Nehme ich verändert wahr?

Ich bin noch kritischer, skeptischer geworden. Ich frage mich, verlässt mein Denken, den Boden meiner wissenschaftlich fundierten breiten Ausbildung & Erfahrung. Habe ich den Mut, es zuzulassen? Werde ich zur QuerdenkerIn, ein Begriff, der bis zur Pandemie etwas Positives, die Chance auf Fortschritt innehabendes war;  heute negativ besetzt – ein Label, das Menschen ausgrenzt. Oder bleibe ich VorausdenkerIn, die ich schon immer war, die frühzeitig Bewegungen, Veränderungen (körperlich) spürt und kognitiv vernetzen kann?

Sind die Veränderungen, die ich wahrnehme, die logische Konsequenz aus meinem lebenslangen Sein zwischen Wissenschaften,  Industrie & Gesellschaft? Ist es nicht vielleicht höchste Zeit, mutig weiterzudenken, die Sprache unterschiedlicher Disziplinen zusammenzuführen und  neue systemische Modelle  voranzubringen – gerade in Life Sciences und Gesundheit, damit wir so etwas nie wieder erleben müssen, weil es vermeidbar war? Nur, wie ändern wir unsere Kultur, wie können wir das friedlich und miteinander schaffen?

Die Frage: „Ist Veränderung überhaupt mit Sprache, Argumenten möglich, kann man Massenhysterie/Massenpsychosen durch Kommunikation stoppen? Wie können wir uns gemeinsam weiterentwickeln?“, beschäftigt mich sehr. Für mich ist die wichtigste Erkenntnis der Pandemie: Ist ein Thema einmal besetzt, in eine Richtung hin konnotiert, scheint es in Deutschland (weltweit?) unverrückbar. Selbst fundierte Argumente, Experten und eine 12-monatige in vielem Entwarnung signalisierende Datenlage, dringen nicht mehr durch.

Die Mauer, die unsere „Qualitätsmedien“ (??) aufgebaut haben, steht. Es braucht  hierzu keine „Social Media“  – die Blase – es braucht nur eine global ausgedünnte Medienlandschaft, die sich auf die immer gleichen wenigen Quellen beruft, ohne sie zu hinterfragen. Journalisten, die sich über deren Einheitlichkeit nicht wundern. Journalisten, die sich entweder der Macht der Sprache – des wordings & framings nicht (mehr) bewusst sind oder es gezielt  einsetzen, ohne die Konsequenzen für die Gesellschaften, in denen sie leben, zu bedenken. Nach langen Jahren erleben wir nun die negativen Folgen gerade hautnah!

Zusätzlich angereichert durch unterbezahlte, um ihr Leben fürchtende, weil schlecht-informierte Journalisten,  die in „copy & paste“ ihr wichtigstes Werkzeug gefunden haben, können wir eine verängstigte Masse beobachten, die nach einfachen Lösungen ruft, die es wissenschaftlich betrachtet nicht geben kann. Komplex adaptive Systeme, wie es Gesellschaften, Ökosysteme und der Mensch selbst es sind, können weder gezielt gesteuert noch kontrolliert werden. Auch eindeutige Ursache Wirkung Beziehungen entsprechen eher unserem Wunsch nach Einfachheit als der Realität. Es sind keine Maschinen, sondern sich den Randbedingungen anpassende interagierende und rückgekoppelte Systeme, die sich ständig in Bewegung und Veränderung befinden. Sie entwickeln/ organisieren sich selbst anhand von Rahmenbedingungen.

Kommt noch ein passendes Incentive System einer hilflosen Regierung hinzu, wo die Macher machen wollen, ohne zu begreifen, dass das Virus Ihnen immer mindestens einen Schritt voraus sein wird, bleibt die Stabilität der Mauer länger erhalten. Hinterher in 6,12,24 Monaten haben sie es hinter der Mauer dann alles gewusst. Natürlich! Sie haben dann recycelte, neue Themen um uns mit unsinnigem, die Atmosphäre weiter vergiftenden Schlagzeilen zu berieseln, um den Blick für Wichtiges, Entscheidendes weiterhin (gezielt?) zu verstellen. Eines ist jetzt schon klar, das griechische Alphabet wird für die Virusmutationen nicht ausreichen.

Wie schlecht die politischen und journalistischen Rahmenbedingungen in den letzten Jahrzehnten gesetzt wurden, erleben wir in der Pandemie. Im Klimabereich scheint es eine Fortsetzung zu geben – eine hilflose Verbotskultur nimmt Konturen an. Der (andere) Mensch, wird als unmündig erklärt. Eigenes Denken wird durch Vorschriften und Verbote ersetzt – zur Sicherheit! Das Thema Gesundheit und die nicht zu Ende gedachten Eingriffe in die Evolution, um „Krankheiten“ zu heilen (?) oder Impfungen an jungen Gesunden mit Plattformen durchzuführen, die wissenschaftlich nicht hinreichend verstanden sind, könnten uns in einigen Jahr(zehnten) zu einer weiteren durch kurzsichtiges menschliches Agieren bedingen Krise führen. Und wieder werden wir versuchen viel zu spät, aber agil zu handeln.

Wie hat sich meine Beziehung zu meinen Mitmenschen, Bekannten, Freunden verändert? Habe ich  mich neu ausgerichtet, positioniert?

Die Pandemie hat mich vereinzelt, mich auf mich selbst zurückgeworfen. Sie hat meine Möglichkeiten beschränkt, mich zu einer Marionette auserwählter Experten gemacht. Mir ein Lebensjahr meiner beschränkten Restlaufzeit geraubt. Ich habe mich zurückgezogen.

Ich nehme eine Distanz zwischen mir und vielen meiner Bekannten und Mitmenschen wahr. Menschen, die beruflich gelernt hatten, mit Zahlen umzugehen, mit Statistik und Modellen, sind erstarrt vor diffuser Angst. Sie hoffen oder glauben, ein Virus ließe sich beherrschen, steuern kontrollieren wie ein Auto  oder eine Maschine. Welch ein Irrtum!

Wir haben uns „freiwillig“ vereinzeln lassen, sind noch besser beeinflussbar geworden, die Macht kleiner Gruppen wächst – und wir lassen es zu, weil wir uns keine eigene, fundierte Meinung mehr erlauben (können? wollen?), weil die Angst die meisten beherrscht.

Wie sehe ich mein Land heute? Möchte ich hier weiter leben? Was erschreckt  mich? Welche Entwicklungen stören mich, machen mir Sorge?

Wäre ich jung/jünger, noch im Werden, würde ich gehen – wie schon einmal. Sollte meine Tochter im Ausland eine Stelle annehmen, vielleicht würde ich in ihre Nähe ziehen, um neu anzufangen, um die Perspektive zu wechseln, in der Hoffnung mehr Menschen zu finden, die selbst Leben wollen, statt von Entscheidern oder verängstigten Mitmenschen, gesagt zu bekommen, was in und out ist, was erlaubt ist und was zukünftig alles verboten sein wird. Menschen, die anderen mit Respekt gegenübertreten, solange diese das Gleiche tun. Menschen, die den Greta Thunberg Stil infrage stellen.

Warum glauben so viele an eine positive Entwicklung durch Verbote? An das Gesagt bekommen, was richtig und falsch ist? Haben Generationen vor mir/uns  nicht darum gekämpft, hatten wir das nicht eigentlich überwunden – die Götter, die Kirche, das Patriarchat, die sich anmaß(t)en, es zu wissen? Haben wir die Götter jetzt durch (wissenschaftliche) Experten oder Greta Thunberg genauso unreflektiert ersetzt?

Sind es die “Früchte“ einer Erziehung, bei der Eltern/Erwachsene Kindern viel zu oft alle Hürden aus dem Weg geräumt haben? Ihnen die Chance genommen haben, durch Misserfolg und Erfolg zu lernen, Vertrauen in sich zu entwickeln, zu merken, sie können sich auf sich selbst verlassen? Ja  – aus meiner Perspektive ist das ein Teil des Problems. Es waren immer die Anderen, die etwas für sie getan haben. Jetzt sind es wieder die Anderen, die sich verhalten sollen, die tun sollen, die sich ändern sollen.

Nein, es ist Zeit endlich selbst zu leben und das gelebt zu werden, zu beenden. Die Veränderung beginnt bei jedem selbst. Mit Mut, Selbstvertrauen, mit sich einbringen wollen und können. In der respektvollen und offenen Zusammenarbeit mit anderen für ein gemeinsames Ziel. Mit der Einsicht, das Entscheiden geübt werden muss, das es viel  öfter entweder oder heißt und nicht mehr so oft, sowohl als auch. Der Erfahrung, das ein Gefühl der Sicherheit nur aus sich selbst heraus entstehen kann, das nach dem Hinfallen das Wiederaufstehen kommt.

Es ist Zeit, selbst zu leben – nur so können wir gemeinsam die Herausforderungen bewältigen. Wir sollten Experten anhören, solange fragen, bis wir es verstanden haben, und dann selbst entscheiden. Es ist möglich! Ich will leben! Und Ihr?

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