Digitalisierung – „Ex Machina“ – die „schöne neue Welt?“

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Digitalisierung – „Ex Machina“ – die „schöne neue Welt?“

Ja, wenn wir mit Voraussicht vorangehen, sorgfältig die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine definieren und die notwendigen sozialen Innovationen mitdenken.

Die Anforderungen an das Individuum, an seine Verantwortung, das freiwillige Grenzen setzen und Rücksichtnahme, sind in einer digitalen, dezentralen Welt viel höher. Ist uns das bewusst? Sind wir dazu befähigt? Oder setzen wir weiter auf Regulierung und Gesetzgebung, rufen nach Sicherheit, nach dem Staat – wenn es ihn noch gibt?  Oder „regieren“ uns nicht schon längst Google, Apple, Microsoft und ähnliche Giganten?

Wie kommen wir bei zunehmender Dezentralität, die eine höhere Resilienz ermöglicht, zu friedvollen und vorausschauenden Lösungen für Gemeinschaftsaufgaben? Welche Fähigkeiten brauchen wir Bürger hierfür?

Erfassen von relevanten Informationen, hinterfragen und Verstehen von Zusammenhängen, Urteils- und Entscheidungsfähigkeit. Mut, Vertrauen in uns selbst und Verantwortungsübernahme für das Gemeinsame.

Wo wird das heute noch gefordert und gefördert? Nicht in der schönen neuen Welt.  Hier ist es eher hinderlich, denn Detailfähigkeit ist laut der auf der „Explained“- Konferenz von Microsoft in Berlin gezeigten IDC Studie ein wichtiges Kriterium, um einen Job zu finden! Dies ist nur ein weiterer Schritt zur Entfähigung des Individums und forciert unsere Abhängigkeit von „Devices“.

Wo bleibt dann die Person, die „über den Tellerrand schauen kann“ – wie so oft von der Wirtschaft beklagt? Könnte es sein, dass Anforderungsprofile zwischen Disziplinen variieren? Könnte es sein, dass der Trail und Error „Approach“ des IT/Internetzeitalters nicht unreflektiert auf andere technische und medizinische Bereiche übertragen werden sollte, um irreparable Schäden zu vermeiden?

Die aktuelle Weltlage könnte man auch als eine Art Gegenbewegung zu Globalisierung, Anonymisierung und Digitalisierung erkennen. Wie gehen die Trumps, Erdogans, Orbàns,.. mit der bereits jetzt schon hohen Verunsicherung der breiten Bevölkerung um? Sie nutzen sie zur Abschottung und Renationalisierung, zum Abbau von Toleranz und Offenheit. Die Digitalisierung kann ihnen dabei weitere gute Dienste leisten.

Die aktuellen Entwicklungen erschrecken mich? Geht es nur mir so?

Digitalisierung von den „Klugen“ erfunden, aber von den „Rattenfängern“ genutzt? Hätten es die Propagandisten des 2. Weltkrieges heute damit leichter, die Massen für sich zu gewinnen? Oder gibt es wirklich Schwarmintelligenz, die sich rechtzeitig organisiert und für das Gute & Gemeinsame einsteht?

Es erscheint mir, dass so mancher „Geek“ in einer Blase lebt und isoliert von der Realität sich eine digitale Welt erträumt – in der es am Ende nur noch freie, kreative Individuen gibt, die sich jeden Morgen überlegen können, womit sie heute ihren Tag verbringen. Wer aber ist den Anforderungen der vielen Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsnotwendigkeiten gewachsen?
– Ach ja, ich vergaß, in der schönen neuen Welt, „nudged“ mich dann irgendein elektronischer Device – an mir , in mir,…  Hoffentlich hat er einen zu mir passenden Algorithmus!

Im Moment sieht es leider eher so aus, dass wir „blind“ vor lauter Daten in die Zukunft rennen und auf halben Weg – hoffentlich nicht erst am Ende – erkennen, dass wir nicht „die Befreiung“ des Menschen von den unattraktiven Arbeiten erreicht haben, sondern ihn und sein „Sein“ in Frage stellen und die bereits hohe Unsicherheit enorm verstärkt haben. Ängste erhöhen die Gewaltbereitschaft. Was dann?

Dieser Hype bereitet mir „Unwohlsein“. Warum?

Ich verliere meine Entscheidungsfreiheit! Freiheit (in demokratischen Grenzen) ist für mich das höchste Gut. Dafür verzichte ich auf manches wie z.B. im Mainstream dabei zu sein, obwohl der berufliche und persönliche Erfolg dann wesentlich leichter ist.

Schon heute erlebe ich, wie mich Programme zwingen, anders zu denken und handeln als ich will. Ich muss mich ihnen anpassen und verliere damit eine Fähigkeit, die den Menschen gegenüber einer Maschine auszeichnet – das freie Denken in allen möglichen Richtungen, das kontextbezogene, individuelle Problemlösen.

Ich bin durchaus Technik affin – seit meinem Studium. Innovation ist mein lebenslanger Begleiter. Viele der heutigen Möglichkeiten erlauben mir erst mein Unternehmen zu betreiben. Aber hierfür muss ich heute schon Einschränkungen in Kauf nehmen, die meine freie Entscheidung beeinträchtigen. Entweder werde ich getrackt, was ich nicht will oder mir wird z.B. ein neues Produkt aufgezwungen wie Microsoft Windows 10. Es nicht zu wollen, hat mich viel Zeit und Geld gekostet – gezahlt an Microsoft. So baut man kein Vertrauen auf – die Vorbedingung, um Digitalisierung positiv Realität werden lassen.

Gerade von der IT /Internetindustrie werden die Möglichkeiten des Einzelnen hervorgehoben, die dezentralen Möglichkeiten – aber im Grunde werden wir durch AGBs und technische Lösungen, die sich nicht ausschalten lassen – „gleichgeschaltet/ gleichgetaktet“ – nur fällt es zu Wenigen auf. Ich finde es aber schön, ein Individuum zu sein, dass sich die Gemeinschaft aussuchen kann!

Digitalisierung mit der Neuerfindung und Verbesserung von vielen Prozessen ist wünschenswert. Ich sehe jedoch einige kritische Punkte, die wir dringend  durchdenken sollten, um eine lebenswerte, faire und tolerante Zukunft zu gestalten

  • Wie ermöglichen wir Voraussicht, Überblick bei vorherrschender Detailverliebtheit und Einschränkung der Blickwinkel teilweise verbunden mit dem Verlust der Empathie?
  • Wie erhalten wir die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen?
  • Wer kontrolliert wen? Der Mensch die Maschine oder umgekehrt? Anders ausgedrückt: „Welche menschlichen Fähigkeiten gilt es zu    erhalten, wieder zu beleben und auszubauen?
  • Wie schaffen wir einen verantwortlichen Umgang mit „Digitalisierung“. Was müssen Kinder, Jugendliche und Erwachsene hierzu wissen und können?

Meine wesentlichen Erziehungsziele sind, die Aubildung eines kritischen Verstandes und Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse Anderer. Das bedeutet für mich:

  • befähigen zum eigenständigen Denken,
  • zum Fragen stellen und hinterfragen,
  • Perspektivenwechsel trainieren, um Empathie und Verstand zu schulen,
  • Stärkung des Selbstvertrauens, um Verantwortung überhaupt übernehmen zu können,
  • und dann der Umgang mit Methoden und Tools der digitalen Welt.

Wie sehen Sie das?

 

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